Ostertanz
Während man sich in unserer Gesellschaft gerade darüber streitet, ob das Tanzverbot vor Ostern noch aufrechterhalten werden soll, kann man darüber nachdenken, wie Ostern und Tanz zusammenhängen. Bekanntlich gab es in manchen französischen Kathedralen bis in das späte Mittelalter den Brauch, dass über einem am Boden dargestellten Labyrinth zum Gesang der Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ („Singt das Lob dem Osterlamme“ – Gesangbuch „Gotteslob“ 320) getanzt wurde. Natürlich kein Gesellschaftstanz und schon gar nicht von allen – es waren wohl die Kleriker, die eine Art Reigentanz aufführten und sich dabei einen Ball zuwarfen. Die Hintergründe sind vielschichtig – letztlich ist es auch ein Ausdruck des Sieges über den Tod.
Von einem „tripudium“ wird in dem Zusammenhang in den Quellen gesprochen, einem „Drei-Schritt“. Was dieser Dreischritt genau bedeutet, ist nicht bekannt. Vielleicht bezieht er sich auf ein Dreier-Metrum des Gesanges – auch im früheren „Gotteslob“ war die Sequenz in ein Dreier-Metrum übertragen worden (GL [1975] 217). Der Dreier-Rhythmus drückt nicht nur die Fröhlichkeit durch das Ostergeschehen aus, sondern ist auch ein Bild der Vollkommenheit. Auf den Tanz der Engel im Himmel wird der Dreischritt gedeutet – aber auch auf eine Art Waffentanz wie in der Antike, passend zum Gesang: „Tod und Leben, die kämpften unbegreiflichen Zweikampf; des Lebens Fürst, er starb, herrscht nun lebend.“
Leider ist die genannte musikalische Fassung der Sequenz aus dem neuen „Gotteslob“ verschwunden. Der Gemeinde-Kehrvers „Singt, ihr Christen, singt dem Herrn, Halleluja“ ist noch da (GL 631,2), mit dem alten Gotteslob ließe sie sich also noch gestalten. Dafür ist das Psalmwort „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt …“ (Ps 30) neu enthalten. Allerdings erscheinen Melodie und Rhythmus dieses Psalmverses nicht gerade einladend zu einem Tanz, dabei wäre doch mitreißender Rhythmus naheliegend. Also – hier als „Dreischritt“, als ein beschwingter österlicher Walzer.
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