Gerhard Staguhn | An einem Tisch. Religiöse Rezepte von Juden, Christen und Muslimen.
Gerhard Staguhn
An einem Tisch.
Religiöse Rezepte von Juden, Christen und Muslimen.
Neuer Umschau Buchverlag GmbH
Neustadt an der Weinstraße 2012
Hardcover, zahlreiche farbige Abbildungen, 208 S.
Den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam widmet sich das opulent ausgestattete Buch von Gerhard Staguhn. Nach einer längeren Einführung zum „Essen in den Religionen“ widmet sich der Autor in wohltuend sachlicher Weise den drei Religionen selbst, die es in ihrem Wesen zu erfassen gilt, bevor man sich mit ihren jeweiligen Gerichten beschäftigt, die Spiegel und Ausdruck ihrer Kultur sind. Und auch das ist sympathisch: Abschließend werden die oft „übersehenen Gemeinsamkeiten“ der drei Religionen dargestellt.
Erst nach diesem längeren Hors d’oeuvre widmet sich der Autor dem eigentlichen Anliegen, die gläubigen Christen, Juden und Muslime an einen Tisch zu bitten und gemeinsam zu speisen. Ein anspruchsvolles Vorhaben, wie der Autor einräumt, denn es geht nicht um Folklore, sondern um ein religiös geprägtes Geschehen, das Vorwissen, Respekt und viel Einfühlungsvermögen benötigt. So wird nochmals ein Hinweis gegeben, der sich auf die Zeitstrukturen – Feiertage und Werktage – der drei Religionen bezieht, die es zu beachten gilt.
Im umfangreichsten Teil des Buches werden dann verschiedene Rezepte zu einzelnene Festen der jeweiligen Religionen angeboten: Neujahr, Sukkot, Purim und Pessach (jüdisch); Nauruz, Ramadan und Opferfest (muslimisch); Ostern, Pfingsten und Weihnachten (christlich), wobei bei den zwei letztgenannten Festen noch jeweils das jüdische Gegenstück (Schawuot und Chanukka) mit einbezogen wird. Zu jedem dieser Feste werden zahlreiche Speisen vorgestellt und in ihrer Zubereitung beschrieben. Sie beziehen sich dabei nicht nur auf das Fest selbst, sondern auch auf deren Vorbereitungszeit.
Am Ende des Buches dann ein „monotheistisches Menü, wenn man in die Lage käme, Angehörige der drei genannten Religionen zu Tisch zu bitten. Es handelt sich um ein viergängiges Menü (das natürlich koscher bzw. halal zubereit wird), beginnend mit der jüdischen Hühnersuppe („Goldene Joich“), gefolgt von einer christlichen Fischspeise. Als Hauptgang wird ein muslimisches Gericht vorgeschlagen, Mruziya (Honig-Lamm). Abschließend wird das „Dessert der Liebe“ geboten (Chassoret), das die Früchte vereint, die in allen drei Religionen eine Rolles spuelen: Äpfel, Orangen, Rosinen, Datteln und Nüsse: „Die Liebe zu Gott und den Menschen steht, wie jeder Gläubige weiß, im Zentrum aller Religionen.“
Wenn man manche Unkorrektheiten bei der Darstellung der drei Religionen und ihrer Feste nicht so genau nimmt, ist es ein anregendes Buch, das mit Respekt geschrieben ist, und sehr deutlich macht, wie Glaube auch durch den Magen geht.