Peter Peter | Kulturgeschichte der deutschen Küche

 

Peter Peter
Kulturgeschichte der deutschen Küche

C. H. Beck-Verlag, München 2008
Geb., 254 S., mit zahlreichen Abb., 19,90 Euro
ISBN 978-3-406-57224-1

Kulturgeschichte – deutsch – Küche: Immer nur zwei Begriffe, so war man lange der Ansicht, gehören zusammen. Wenn „Kulturgeschichte“ und „deutsch“, dann nicht „Küche“; wenn „Kulturgeschichte“ und „Küche“, dann nicht „deutsch“; wenn „deutsch“ und „Küche“, dann nicht „Kulturgeschichte“ … So bitterböse darf man freilich die Geschichte der deutschen Küche nicht betrachten, und Peter Peter, Kulturjournalist, Restaurantkritiker und Kulinaristikdozent, tut dies natürlich auch nicht in seinem wunderbaren Buch, in dem die Geschichte der deutschen Küche von Anfang an auch kirchlich beeinflusst erscheint – nachhaltig, wie sich dies zum Beispiel schon bei der Ächtung von Pferdefleisch erweist: Von päpstlicher Seite sowie vom Apostel der Deutschen im Mittelalter wegen der Herkunft aus heidnisch-germanischen Schlachtopfern ausgesprochen, wurde erst Ende des 20. Jahrhunderts die rechtliche Diskriminierung von Pferdefleisch im Gastgewerbe völlig abgeschafft. Aber auch Hildegard von Bingen findet fast ein Millenium nach ihrem Tod noch immer zahllose Anhänger ihres ganzheitlichen Ernährungsansatzes. Und vor allem die Klöster haben einen großen Einfluss: In ihnen, so Peter, beginnt eigentlich erst die deutsche Küche. Konvente waren gleichsam die Kompetenzzentren der Kulinaristik – und scheinen dies für viele Zeitgenossen auch noch zu sein, was der Erfolg von „Küchengeheimnissen aus dem Kloster“ und anderen Büchern dieser Art beweist. Und die Scriptorien der Klöster waren die Zentren kulinarischer Dokumentation, sprich: der ersten Kochbücher. Dem Einfluss Martin Luthers und der Reformation widmet Peter ein ganzes Kapitel; die Ablehnung papistischer Fastengebote durch Huldrich Zwingli wirkte sich freilich eher kontraproduktiv auf die protestantische Küche aus; der Einfallsreichtum katholischer Klosterköche machte aus vermeintlichem Ersatz manche Leckerei, was heute gern noch mit der Vorstellung dicker, sich zuprostender Mönche verbunden wird: Unterm Krummstab ist gut leben! Andererseits: „Ein Verdienst Luthers ist die Aufwertung der häuslichen Tischgemeinschaft als Treffpunkt der Familie“ (71). Er gab mit seiner Vorliebe für Hausmannskost („Sunt deliciae quibus ego non delector“) auch den deutschen Küchenduft für die nächsten Jahrhunderte vor. Leider wurde aus der „gemeynen hausspeis“ in jüngster Vergangenheit vielfach das nach Möglichkeit billigste Supermarkt-Lebensmittel, was freilich eher eine „pseudochristliche Bescheidenheit“ zum Ausdruck bringt, auf deutsch: Geiz. – Ein höchst anregend und lehrreich zu lesendes, mit zahlreichen klug ausgewählten Bildern illustriertes Buch, bei dem allenfalls der leichte Tonfall auf Dauer etwas angestrengt wirkt.

 

 

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