Von „Gottesfrosch“ bis „Seelenbräu“

von Guido Fuchs · 1. Juli 2022

Olaf Gulbransson, Der Kindlein

Darf man Geistliche und Ordensleute mit Spitznamen belegen? Dass es geschah und geschieht, steht außer Zweifel. Auch in der Literatur: Von Heinrich Bölls Ordensschwester Rahel, die „Haruspica“ genannt wird, über den „Gottesfrosch“, als den Ernst Penzoldts „Powenzbande“ ihren „quelläugigen Pfarrer“ bezeichnet, bis zu jenem Religionslehrer und Kaplan, der von Ludwig Thomas Lausbuben „Kindlein“ genannt wird , zieht sich eine lange Liste von Namen, mit denen Priester, Nonnen und Mönche „gepflanzt“ werden. Bisweilen erweisen sich Spitznamen auch als letztllch hochachtungsvolle Bezeichnung, wie Wilhelm Raabes „Hungerpastor“, als welcher Hans Unwirrsch bezeichnet wird, der zuletzt in einem armen Dorf als Pastor tätig wird. Und der von seiner neuen Gemeinde als „Krautpfarrer“ verspottete Pastor nimmt seinen Spitznamen an und macht ihm alle Ehre …

In der Literatur finden sich zahllose Spitznamen. Sie bringen oft auf den Punkt, was die Leute von einer Person halten oder wie sie wirkt – ähnlich einer Karikatur, die das Charakteristische eines Menschen zugespitzt zeigt. Spitznamen können liebenswürdig-heiter sein, aber manchmal auch boshaft und verletzend.

Guido Fuchs hat literarische Beispiele gesammelt und beleuchtet sie in diesem Buch in verschiedenen Zusammenhängen: Wie entsteht ein Spitzname, wer kommt auf ihn und spricht ihn erstmals aus? Wie geht jemand damit um? Wen darf man mit Spitznamen versehen und was geht wann gar nicht?

Eine amüsante Zusammenschau von fast 300 Spitznamen in einem längst überfälligen Buch. Mit Texten von Hans Christian Andersen, Lothar Buchheim, Hans Fallada, Wolfgang Herrndorf, Petra Morsbach, Sten Nadolny, Joachim Ringelnatz, Brigitte Schwaiger, Carl Zuckmayer und weiteren über 120 Autorinnen und Autoren …

https://www.evangelisch.de/inhalte/202867/30-06-2022/schmaehung-oder-gutmuetige-spoettelei

Guido Fuchs